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15. Februar 2021

Immunhelfer von der Mutter

Babys kommen mit einem unreifen Immunsystem auf die Welt. Wissenschaftler nahmen bisher an, das Neugeborene beginne erst nach der Geburt mit der Anpassung an die vielen Bakterien seiner eigenen Darmflora. Schweizer Forscher haben nun an Mäusen herausgefunden, dass die Darmflora der Mutter bereits während der Schwangerschaft Babys für die mikrobielle Besiedlung nach der Geburt vorbereitet.

Bei der Geburt wechselt das Baby von der sterilen, geschützten Umgebung der Gebärmutter in eine Welt, in der es von Bakterien nur so wimmelt. Rasch nach der Geburt besiedeln Mikroorganismen alle Körperoberflächen. Schon nach wenigen Tagen befinden sich im Darm zehnmal so viele Bakterien wie Zellen im ganzen Körper.

Neugeborene Babys überleben diese plötzliche Welle von eindringenden Bakterien im Normalfall ohne Probleme. Doch noch immer sterben weltweit jährlich über sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren, die meisten von ihnen in Folge von Darminfektionen und Mangelernährung. Das größte Problem nach der Geburt: Der Darm muss mit Mikroben besiedelt werden, ohne das Neugeborene zu infizieren, ohne eine starke Immunreaktion zu bewirken und ohne die Darm-Kapazität zur Aufnahme von Nährstoffen einzuschränken.

Ungefährliche Moleküle aus dem Darm

Die Forscher zeigen in ihrer aktuellen Arbeit, dass Moleküle der Bakterien, die im mütterlichen Darm leben, in den Körper der Mutter eindringen können. Sie werden über Antikörper, die in der Muttermilch enthalten sind, an das Kind weitergegeben. Diese bakteriellen Bestandteile sind ungefährlich, sie rufen keine Infektion hervor. Stattdessen stimulieren sie Zellen im Körper des Babys und wappnen dessen Immunsystem und Darm für den Moment nach der Geburt, wenn das Neugeborene selbst mit lebenden Bakterien im eigenen Darm umgehen muss.

„Für diese Arbeit haben wir Bakterien untersucht, die keine Krankheit verursachen. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit gelten die Ergebnisse auch für gefährliche Krankheitserreger, gegen die sich das Neugeborene dann dank vorbereitetem Immunsystem besser wehren kann“, sagt Mathias Heikenwälder, einer der Studienleiter.

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