Bild: AdobeStock

25. August 2023

Zeit für die Kita

Das Einstiegsalter für den ersten Kita-Besuch ist ein viel diskutiertes Thema. So halten manche einen möglichst frühen Einstieg für den idealen Zeitpunkt, andere einen späten. Verschiedene Meinungen sind hier völlig legitim, wären da nicht die vorwurfsvollen Kommentare, die Eltern oft einstecken müssen. Doch ist der perfekte Zeitpunkt bei jedem Kind und jeder Familie unterschiedlich und individuell. 

Die gesetzliche Elternzeit endet zwar erst mit dem dritten Lebensjahr des Kindes, viele Eltern kehren aber schon früher wieder in ihren Berufsalltag zurück und geben ihr Kind in die Betreuung. Hatten die Kleinen früher ab drei Jahren einen festen Anspruch auf einen Kitaplatz, so wurde das Gesetz 2013 um den Rechtsanspruch auf einen Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erweitert. Je nach Einrichtung können die Kleinen aber auch noch früher aufgenommen werden, etwa ab dem dritten Monat.

Viele Faktoren beeinflussen die Entscheidung

Ob nun ein früher oder ein später Start in die Kita der bessere ist, hängt bei jedem Kind und bei jeder Familie von vielen Faktoren ab. So ist zum Beispiel der soziale Entwicklungsstand entscheidend, der bei Kindern in diesem Alter sehr unterschiedlich sein kann. Manche Kinder sind noch sehr auf ihre Eltern bezogen und haben Schwierigkeiten, sichzu lösen, andere sind neugierig und suchen den Kontakt zu Gleichaltrigen. Der individuell passende Zeitpunkt hängtnatürlich auch von äußeren Einflüssen ab, die nicht in den eigenen Händen liegen. So stellt sich etwa die Frage, ob in der Kita eurer Wahl überhaupt ein Platz zu eurem Wunschzeitraum frei ist. 

Auch eure Situation als Eltern hat einen großen Einfluss auf die Entscheidung. Nicht alle Familien können es sich beispielsweise finanziell leisten, wenn nur ein Elternteil arbeiten geht. Andere wollen hingegen gerne arbeiten, obwohl es finanziell nicht nötig wäre, und wieder andere wollen die Zeit der intensiven Bindung noch nicht aufgeben. Diese Bedürfnisse und Wünschen haben ihre Berechtigung und sollten daher ebenfalls mit einbezogen werden. 

All diese Faktoren spielen eine Rolle und sind deshalb bei der Wahl des passenden Zeitpunktes zu beachten. Aus diesem Grund lässt es sich auch nicht allgemeingültig sagen, welches Alter das richtige ist, um mit der Betreuung außer Haus zu beginnen. Diese Frage könnt lediglich ihr als Eltern beantworten. Denn niemand sonst kennt euer Kind und die Rahmenbedingungen eures Lebens so gut wie ihr selbst. 

Ist ein früher Kita-Eintritt schlecht fürs Kind?

Immer wieder hören wir, wie wichtig die ersten 18 gemeinsamen Lebensmonate für eine prägende Bindung zwischen Eltern und Kind sind. Doch ist es wirklich so schlimm, wenn die Kleinen diese Bindung nicht nur mit Mama und Papa, sondern auch mit einer Erzieherin in der Kita haben? Entwicklungspsychologen sind sich einig: Die Hauptbezugspersonen sollten die Eltern bleiben, wenn aber eine Erzieherin als zusätzliche Bezugsperson im Leben der Kleinen eine wichtige Rolle spielt, schadet das dem Kind nicht. Denn generell ist das, was Kinder in der Kita erleben, für ihre Entwicklung nur von Vorteil und nutzt mehr, als es schadet.

So ist etwa bewiesen, dass Kinder, die schon in ihrem ersten und zweiten Lebensjahr fremdbetreut wurden, später seltener an psychischen Störungen leiden. Im Gegensatz dazu ist bei Jungen und Mädchen, die erst mit drei oder vier Jahren in eine Kindertagesstätte kamen, die Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten wie Hyperaktivität doppelt so hoch. Ein weiteres Beispiel einer positiven Entwicklung nach frühem Kita-Eintritt sind die schulischen Leistungen. So schneiden Kinder, die vor ihrem dritten Lebensjahr in die Kita gekommen sind, bei der Schuleingangsuntersuchung im Schnitt besser ab. Das betrifft besonders ihre Sprachkompetenz, das Zahlenverständnis,aber auch Fein- und Grobmotorik. 

Falls ihr euch bezüglich des richtigen Zeitpunktes für euer Kind unsicher seid, lässt sich vielleicht auch ein Kompromiss finden. So sind etwa die Betreuungszeiten einer Kita lediglich ein Angebot – und kein Muss. Das bedeutet, dass ihr euer Kind, wenn es noch zu jung ist, auch nur zeitweise in die Obhut der Kita geben könnt. So findet ihr eine Lösung, wie ihr die elterlichen Bedürfnisse mit denen eures Kindes vereinen könnt. 

Frühzeitig auf die Suche begeben

Kitaplätze sind heiß begehrt und leider oft nicht einfach zu bekommen. Deshalb solltet ihr euch, um Wartezeiten zu vermeiden, bereits frühzeitig auf die Suche begeben. Auch ist es nicht verkehrt, eine kleine Auswahl zu haben, schließlich muss euer Kind sich in der Kita wohlfühlen und auch ihr solltet ein gutes Gefühl haben. Falls ihr euch dazu entscheidet, euer Kind schon früh in eine Betreuung zu geben, ist es durchaus sinnvoll, sich schon vor der Geburt um einen geeigneten Platz zu kümmern. Besonders wenn ihr in Ballungsgegenden wohnt, wo die Nachfrage groß ist, kann auch der Blick auf alternative Betreuungsmöglichkeiten, wie etwa eine Tagesmutter zunächst eine gute Lösung für euch und die Kleinen sein. 

Mehr zum Thema Entwicklung

  • JETZT IM NEUEN HEFT:

    • Wo soll ich entbinden?
    • Linderung fürs Bäuchlein
    • Wunderbare Stillzeit

  • ONLINE

    LESEN