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28. Oktober 2023

Zweisprachig Erziehen: Vor- und Nachteile 

In einer globalisierten Welt, in der die kulturelle Vielfalt und der Zugang zu verschiedenen Sprachen immer wichtiger wird, entscheiden sich viele Eltern dafür, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen. Dieser Ansatz hat zahlreiche Vorteile, erfordert aber auch besondere Anstrengungen. 

Zunächst sehen viele Eltern die Vorteile, die die zweisprachige Erziehung mit sich bringt, und die sind schließlich für jedes Kind wünschenswert. So haben Kinder, die mit zwei verschiedenen Sprachen aufwachsen, von Beginn an eine größere kulturelle Vielfalt. Sie erlernen nämlich meist nicht nur die Sprachen, sondern auch die damit verbundenen Kulturen und Lebensweisen. Das fördert zum Beispiel die Offenheit und Toleranz gegenüber Fremdem und das kulturelle Verständnis. 

Viele langfristige Vorteile 

Die frühzeitige Auseinandersetzung mit zwei Sprachen kann auch die kognitiven Fähigkeiten eines Kindes stärken. Es fördert die Aufmerksamkeit, das Problemlösen und die Fähigkeit, sich gut ausdrücken zu können und zwischen verschiedenen Denkmustern zu wechseln. Außerdem kann es später berufliche Vorteile bringen. Denn in einer globalisierten Wirtschaft sind mehrsprachige Fähigkeiten ein großer Vorteil. Außerdem kann es den Kindern später leichter fallen, weitere Sprachen zu erlernen.

Mögliche Nachteile der zweisprachigen Erziehung 

Auch wenn die positiven Effekte wahrscheinlich für die meisten überwiegen, solltet ihr euch auch mögliche negative Aspekte vor Augen führen. So kann es bei Kindern, die gleichzeitig zwei Sprachen lernen, vor allem in den ersten Jahren zu Verwirrung und Verzögerungen in der Entwicklung kommen. Beispielsweise beginnen viele Kinder erst später mit dem Sprechen und laufen Gefahr, keine der Sprachen richtig zu beherrschen. Das kann zu Problemen im Schulsystem führen. So treten Schwierigkeiten mit Aussprache oder Grammatik bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern häufiger auf, und es ist deutlich schwieriger, diese zu beheben, da sie zum Teil in jeder Sprache korrigiert werden müssen.

Auch in der sozialen Integration kann es zu Problemen kommen. So haben manche das Gefühl, nicht vollständig in die Kultur ihrer Umgebung zu passen oder nur beiden Kulturen halb anzugehören, aber keiner von beiden vollständig.Dadurch können die Kinder Gefahr laufen, von einer in der Mehrheit einsprachigen Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Das kann wiederum negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben und zum Beispiel das Selbstbewusstsein reduzieren.

Besondere Beachtung der Eltern

Wenn ihr euch dazu entscheidet, euer Kind zweisprachig zu erziehen, ist Engagement und Geduld gefragt. Es ist wichtig, dass ihr beide Sprachen gleichermaßen fördert. Lest eurem Kind also zum Beispiel in beiden Sprachen etwas vor und achtet darauf, dass Filme, Spiele und Aktivitäten in beiden Sprachen stattfinden. 

Es ist wichtig, eine klare Trennung zu schaffen, damit das Kind klar erkennen kann, dass es sich um zwei verschiedene Sprachen handelt, und nichts vermischt. Um das gut hinzubekommen, wenden viele Eltern die häufig empfohlene „ Eins-zu-eins-Regel“ an. Die besagt, dass ein Elternteil nur eine Sprache (und immer die gleiche) mit dem Kind spricht und nicht zwischen den Sprachen wechselt. Also eine Person, eine Sprache. 

Zum Beispiel: Der Vater spricht mit dem Kind immer Deutsch, die Mutter immer Französisch. Für die Entwicklung der Sprache des Kindes ist es hierbei nicht so wichtig, wie sich Mutter und Vater untereinander unterhalten. Wichtig ist nur, dass ihr konsequent mit eurem Kind in der einen Sprache sprecht. Diese Regel kann sicher ab und an gebrochen werden, je enger ihr euch aber daran haltet, desto besser ist das für die Sprachentwicklung des Kindes. Eine Abwandlung dieser Regel ist, zu Hause in den eigenen vier Wänden eine Sprache zu sprechen und außerhalb des Hauses eine andere. 

Beobachtet sorgfältig die Bedürfnisse und Fortschritte eures Kindes und stellt sicher, dass die zweisprachige Erziehung in einer positiven und unterstützenden Umgebung stattfindet. Wenn ihr merkt, dass euer Kind dauerhaft überfordert ist und mit den verschiedenen Sprachen nicht zurechtkommt, solltet ihr eure Entscheidung noch einmal überdenken und eine der beiden Sprachen vielleicht erst zu einem späteren Zeitpunkt in das Leben des Kindes integrieren.

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